Regina Jahn

Regina Jahn ist seit 2006 Dozentin für Projekt- und Zeitmanagement beim Off-Theater.

Liebe Regina, du bist für die Akademie Off-Theater nrw seit sieben Jahren als Dozentin für BWL und Projektmanagement tätig. Was macht die Arbeit für dich interessant?

Mein Tätigkeitsfeld liegt an der vielfältigen und spannungsreichen Schnittstelle von Kunst/Kultur und Wirtschaft. Ich habe u.a. Bewegungstheater studiert, selber gut zehn Jahre auf der Bühne gestanden und war gleichzeitig mit der Organisation und dem Management unseres Theaters betraut. Anschließend leitete ich zwölf Jahre als geschäftsführende Gesellschafterin eine Theater- und Showproduktion. Dadurch habe ich ein gutes Verständnis für Menschen aus dem Kunst- und Kulturbereich. Ich empfinde die Akademie Off-Theater mit ihren Zielgruppen als idealen Wirkungskreis, in den ich mein BWL-Wissen, meine Branchenkenntnisse und meine Erfahrungen aus gut 30 Jahren Selbstständigkeit zum Nutzen der Teilnehmenden einfließen lassen kann.

 

Deine Seminare sind sowohl in den Fortbildungen zum/zur Kulturmanager/in sowie zum/zur Theaterpäda-gogen/in integriert. Welchen Stellenwert haben deiner Meinung nach diese Themen in den Fortbildungen?

In der Fortbildung Kulturmanagement gehören meine Seminare zu den Hauptthemen. Die Teilnehmenden befassen sich kompakt und intensiv mit den Grundlagen des Kultur-managements. Sie erhalten Einblicke in die Zusammenhänge der betriebswirtschaftlichen Disziplinen und deren Notwendigkeit im Kulturbereich. Die Inhalte werden sehr praxisorientiert mit den Teilnehmern/innen erarbeitet. Im Laufe des Jahres sollen diese ein umfassendes Fachwissen in den verschiedenen BWL- und Managementthemen erlangen und diese in einem eigenen Projekt konkret umsetzen und anwenden. Darüber hinaus ist es Ziel der Fortbildung, das eigene Profil als Kulturmanager/in zu entwickeln bzw. zu schärfen. In den theaterpädagogischen Fortbildungen sind meine Themen eine sinnvolle Ergänzung zu den ansonsten künstlerisch-pädagogischen Fachinhalten. Die Bedeutung meiner Themen liegt darin, dass den Theaterpädagogen/innen Grundlagen und Werkzeuge an die Hand gegeben werden, mit denen sie ihre Projekte – und gegebenenfalls die eigene Selbstständigkeit – strukturiert, gut organisiert und mit begrenzten Risiken professionell realisieren können.

Gibt es Unterschiede in deiner Arbeitsweise mit den unterschiedlichen Zielgruppen?

„Lebendig statt zäh, anschaulich statt trocken!“ Durch dieses Motto ist meine Arbeitsweise in beiden Fortbildungen geprägt. Ich arbeite mit anschaulichen praxisorientierten Beispielen, Transfer-Übungen sowie besonderen Materialien zur Visualisierung. So kann ich das Interesse für die zum Teil „ungeliebten“ Themen wecken, sie werden leichter verständlich und damit besser anwendbar.

Wie wichtig sind die erworbenen Kenntnisse in der alltäglichen Arbeit im Kulturbetrieb?

Sie sind ausgesprochen wichtig, denn aufgrund der zahlreichen Wettbewerber im Kultur-, Event- und Freizeitbereich und der teilweise erheblich gekürzten öffentlichen Mittel, besteht für die Kulturbetriebe eine starke Notwendigkeit zu wirtschaftlichem Handeln, professionellem Auftritt in der Branche und zielorientierter planvoller Herangehensweise. Die Aufgabe des Kulturmanagements ist es, Strukturen zu schaffen und Finanzmittel zu beschaffen, die den Raum und Rahmen bieten, in dem Kunst und Kultur realisiert und gelebt werden kann. Dabei ist es egal, ob es sich um Vereine/Non-Profit-Organisationen handelt oder um gewinnorientierte Kulturbetriebe.

Hast du in den vergangenen Jahren Entwicklungen und Veränderungen in den Abläufen der Kulturbetriebe wahrgenommen?

Den Kulturbetrieben, auch den kleineren, werden die gerade erwähnten Notwendigkeiten und Sachzwänge zunehmend bewusster. Sie versuchen, ihre Organisationen an diese Erfordernisse anzupassen und erwarten von ihren Mitarbeitern/innen entsprechende Kenntnisse und Fähigkeiten im Kulturmanagement, insbesondere im Finanz- und Marketingbereich.