Das Off-Theater bildet junge Menschen zu Tanzpädagogen aus. Dafür wird die Akademie mit dem "Gütesiegel Weiterbildung" zertifiziert. Unsere Zeitung schaute beim Training zu.
Von Sarah Dickmann
Freundlich, aber dennoch unerbittlich hallt die Stimme des Trainers durch den Sall. "Die Knie strecken, jetzt beugen, ja, schön die Arme mitnehmen, und dann wieder alles von vorn!" Vor dem Spiegel der Meerbuscher Tanzschule Günther stehen 14 junge Frauen. Othello Johns, Bühnen- und Musicaltänzer aus den USA, leitet sie an und analysiert ihre Bewegungen. Es ist das dritte Tanzwochenende für Frauen aus ganz Deutschland - sie alle werden durch das Off-Theater nrw zu Tanzpädagoginnen ausgebildet.
Treffen mit Ministerin
Für ihre qualitativ hochwertigen und in der Szene sehr angesehenen Weiterbildungskurse wird die Akademie mit Sitz in Neuss und Düsseldorf nun ausgezeichnet: Am 10. Dezember überreicht Landesbildungsministerin Barbara Sommer das Gütesiegel für Weiterbildung in NRW. "Das ist für uns eine tolle Anerkennung unserer Arbeit", sagt Theaterpädagoge Jürgen Weintz.
Angebot, Beratung, Dozentenauswahl und Veranstaltungsmanagement, all diese Bereiche haben die Prüfer vom "Gütesiegelverbund Weiterbildung" beim Off-Theater gründlich untersucht. "Eineinhalb Jahre lang wurden wir auf Herz und Nieren geprüft", erzählt Weintz. "Aber es hat sich gelohnt. Das Gütesiegel ist nach innen und außen ein wichtiges Zeichen".
Das finden auch die angehenden Tanzpädagoginnen. Die Teilnehmerinnen der Fortbildung stammen aus Berlin, Düsseldorf und Münster, aus Aachen, Bergisch Gladbach und Elmshorn und kommen zwei Jahre lang jeweils ein Wochenende im Monat in den Düsseldorfer Raum. "Das unsere Weiterbildung ausgezeichnet wird, ist super. Das ist wie ein kleines Diplom", findet Jennifer Käppel (30) aus Düsseldorf. Sie ist Masseurin und medizinische Bademeisterin und hofft, bei ihrem Arbeitgeber, der Mauritius-Therapieklinik in Meerbusch, nach ihrer Fortbildung Tanzkurse geben zu können. Mit ihr bilden sich Grundschullehrer, und Erzieher, Sportgruppenleiter und Tanzlehrer weiter, um in ihren Bereich zurückzukehren oder eine neue Richtung einzuschlagen.
Jennifer Käppel und den anderen Frauen macht der Kursus sichtlich Spaß. "Die Dozenten sind toll, die anderen Mädels auch", findet Vanessa Klöpper aus Dorsten. Die 24-jährige ist Erzieherin und möchte den Mädchen und Jungen im Kindergarten Freude an Bewegung vermitteln. "Mit Tanzen lässt sich viel erreichen. Die Kinder können Gefühle rauslassen, kreativ sein und von anderen in der Gruppe lernen".
Gruppen in Kindergärten und Schulen, bei Festen, in Sportkursen oder in Seniorenheimen können die Teilnehmer nach bestandener Fortbildung anleiten. Wie gestalte ich eine Gruppenstunde, wie setze ich Elemente zu einer Choreografie zusammen und wie wärme ich junge und ältere Tänzer am besten auf? Antworten auf diese Fragen bietet die Ausbildung zum Tanzpädagogen.
Voraussetzung für die Aufnahme in die Akademie ist vor allem eines: Tanzerfahrung. Ob HipHop, Ballett oder Afro-Dance ist dabei egal. Die unterschiedlichen Erfahrungen sind sogar äußerst erwünscht, denn so inspirieren die Tänzer sich gegenseitig. Teil der Ausbildungen sind nicht nur die gemeinsamen Wochenenden, bei denen die Teilnehmer bei Freunden und Verwandten in der Umgebung, in Jugendherbergen oder Hotels übernachten, sondern auch 100 Stunden Tanzunterricht - "50 Stunden in dem Bereich, der ihnen besonders liegt, und 50 Stunden in einem entgegengesetzten", erklärt Jürgen Weintz.
Ideen für Kindergärten
Vanessa Klöpper beispielsweise tanzt seit vielen Jahren HipHop und möchte vielleicht einmal selbst Kurse in dieser Richtung geben. Sie freut sich jedoch besonders darauf, exotische Elemente wie Afro-Dance kennenzulernen. Bei Mittänzerin Jennifer Käppel, ursprünglich Ballettänzerin und heute vom Afro-Stil geprägt, ist es dagegen genau umgekehrt. "Durch die Zusammensetzung der Gruppe bekommen wir sehr viele Ideen", sagt die 24-jährige, die schon nach drei Wochenenden jede Menge Neues für ihren Kindergarten in Dorsten mitbringt.
Ausbildungswege
Das Off-Theater nrw gibt es seit 15 Jahren. Die Akademie für Theater, Tanz und Kultur bildet nicht nur Tanzpädagogen aus. Möglich ist beispielsweise auch eine Vollzeitausbildung zum Theaterpädagogen.
500 Pädagogen haben bisher auf diesem Gebiet in Neuss/Düsseldorf ihren Abschluss gemacht und wirken heute im In- und Ausland an Theatern, in Schulen sowie sozialen und kulturellen Einrichtungen. Ein Einführungsseminar gibt es am 17. Janaur in Neuss.
Außerdem bieten Ute Plaumann und Jürgen Weintz, die Leiter des Off-Theaters. Eine berufsbegleitende Fortbildung in Kulturmanagement und den Kursus "Groove and Move" zu Rhythmik und Musik an.
Weitere Informationen zu Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten gibt es beim Off-Theater unter der Nummer 02131/83319 oder im Internet unter www.off-theater.de
Rheinische Post - Beruf & Karriere vom 29.11.2008